05.07.2022 - 16:26

    Bilanz des G7-Gipfels auf Schloss Elmau

    Letzte Woche hatte der Internationale Wirtschaftssenat und der IWS Young die Möglichkeiten, zusammen mit den erfahrenen Diplomaten und ehemaligen Botschaftern Thomas Matussek sowie dem ehemaligen Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Prof. Dr. Wolfgang Ischinger, die Resultate des G7-Gipfels in Elmau zu diskutieren.

    Bereits zum zweiten Mal fand vom 26. Juni bis 28. Juni 2022 in den bayerischen Alpen auf Schloss Elmau der G7-Gipfel statt. Der Gipfel der „Gruppe der Sieben“, der erstmals im Jahr 1985 etabliert wurde, tritt regelmäßig einmal im Jahr zusammen. Zwischenzeitlich wurde die Runde um Russland erweitert, seit 2014 finden die Treffen wieder ohne Russland statt. Die Regierungschefs der sieben Industriestaaten Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Kanada, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigte Königreich diskutierten auf dem Gipfel die großen Herausforderungen der Gegenwart. Zu Beginn des Jahres 2022 übernahm Deutschland den Vorsitz dieser Ländergruppe. Über das Jahr hinweg wurde wichtige politische Fragen unter dem Motto „Fortschritt für eine gerechte Welt“ auf Fachministerebene erörtert und für diesen Gipfel vorbereitet.

    Am Ende des G7-Gipfels auf Schloss Elmau wurden die Ergebnisse in einem gemeinsamen Abschluss Communiqué zusammengefasst. In unserer Diskussion mit Herrn Matussek (Botschafter a.D. und IWS Präsidiumsmitglied) und Herr Prof. Dr. Ischinger (ehem. Leiter der Münchner Wirtschaftskonferenz) wurden vor allem die zwei wichtigsten Resultate diskutiert:

    Das erste Zeichen, das von dem G7-Gipfel in Elmau ausgeht, ist eine außergewöhnliche Geschlossenheit gegenüber Russland. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigen alle Staaten die langfristige Unterstützung der Ukraine in Anbetracht des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Zugleich wurden neben Bestrebungen zur Sicherung der Nahrungs- und Energiesicherung auf der Welt auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln zum Wiederaufbau der Ukraine beschlossen. In der Diskussion mit dem IWS und IWS Young wurde aber auch klar, dass Vorschläge für Friedensvereinbarungen sowie Ansätze zum langfristigen Umgang mit Russland bisher nicht zu Klärung kamen und fehlen.

    Das zweite wichtige Signal ist der Umgang des Westens mit dem globalen Süden. In den vergangenen Jahren wurden die Investitionsaktivitäten von China auf der Südhalbkugel der Erde sowie in Bezug auf das Seidenstraßenprojekt deutlich ausgeweitet. Während der Westen sich vor allem auf gute wirtschaftliche Beziehungen stützt und oft im Rahmen der Entwicklungspolitik nur Geld zur akuten Bekämpfung von Krisen (z.B. Hungerskrisen) bereitstellt, engagieren sich asiatische Länder immer mehr auf der Südhalbkugel mit der Bereitstellung von Investitionen in Infrastruktur und Wirtschaftswachstum. Als Antwort auf diese Aktivitäten und um den Einfluss Chinas, der zuletzt immer wieder kritisch gesehen wurde, etwas entgegenzusetzen, haben sich nun im Rahmen des G7-Gipfels die westlichen Industrieländer auf eine Investitionszusage in Höhe von 600 Mrd.$ geeinigt. Auch sollen dadurch neue Partnerschaften mit Ländern in Afrika und Asien vertieft werden.

    Inwiefern die Regierungsvertreter den beschlossenen Verpflichtungen in den nächsten Jahren Folge leisten und die Umsetzung dieses Planes realisiert wird bleibt aufzuwarten.

     

    Die vollständige Diskussionsrunde können Sie anhören unter: https://www.youtube.com/watch?v=DWcuyebAn6k

    •  

    Media